Mittwoch, 14. November 2007

HÖHER, SCHNELLER... SCHÄRFER!


Ne, alles klar. Fuchsblog war gestern, bald kommt was besseres. Tolles Ding, echt dufte. Ich sag Bescheid und schonmal DANKE!

Montag, 8. Oktober 2007

MUSIK: The Heavy - "Great Vengeance & Furious Fire"

The Heavy sind ein drogengeschwängerter Splatter-Pornofilm aus den 70ern. Viele Farben, überbordende Gitarren. Und am Schreibtisch schiebt Soul den Rock hoch und nimmt den Blues von hinten. Was das mit den Beat-Connaiseuren von Ninja Tune zu tun hat? Wenig und deshalb gibt’s ja auch das formidable Sub-Label „Counter Records“, Heimstatt von z.B. PopLevi. Gegen dessen geschmeidigen Wahnsinn nehmen sich The Heavy aus wie die Partysprenger mit CharlesManson-Shirts. Kaum länger als eine halbe Stunde bürstet einen dieser vor Ideen überbordende Bastard quer, um einen anschließend mit Fragezeichen über dem Kopf dastehen zu lassen. Was war das denn? Keine Ahnung, aber geil. Akustische Gitarren, Bristol-Sound, Riffs aus dem Sarg, ein exorzistischer Roadmovie. Ich versteh hier gar nix mehr. Schöner Zustand. Wo kommendie nochmal her? Bath. Bath?! Von da aus kann man dem Arsch der Welt zuprosten. Auch das noch… Schnell nochmal die halbe Stunde in die Vene jagen. Mitbrüllen. Die Schubladen rausreißen. Brutal gut. Brutal. Gut.

Drei Stücke des Albums gibt's hier.

Donnerstag, 9. August 2007

ARBEIT: Martin Wansleben (DIHK)

Mensch, Wansleben, da haben Sie sich mit Ihrem Vorschlag, dass deutsche Arbeitnehmer den Urlaub zur Weiterbildung nutzen sollen, ganz schön was einfallen lassen. Als reinrassiger Hauptgeschäftsführer des deutschen Industrie- und Handelskammertages blubberte es aus Ihrem Munde, dass Sie den letzten Urlaub zum Sprachtraining nutzten, indem Sie fremdsprachige Literatur gelesen hätten. Wissen Sie, was Leute tun, deren Menschwerdung bereits abgeschlossen ist? Die lassen sich warmes Meerwasser um die Testikel spülen, trinken bei 30 Grad fremde Biersorten und glotzen schön anzuschauenden Frauen aus aller Herren Länder auf den Hintern. Und wenn Sie nicht bald still sind, bekommen Sie von diesen Menschen demnächst auch noch Postkarten geschickt. Ätsch.

Donnerstag, 19. Juli 2007

POLITIK: Dietmar Bartsch (Die Linke)!!!

Am Tage vor ihrem Abmarsch in den Urlaub hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Rahmen einer Bundespressekonferenz Hof. Bilanz: Aufschwung, keine Arbeitslosen mehr, Deutschland toll. Alles klasse. Kurz lächeln und dann ab. So weit, so langweilig. Im Nachklapp sah man dann Hubertus Heil (SPD), der alles Positive für seine Partei verbuchen wollte und dann Dirk Niebel (FDP), der auch irgendwas rhabarberte. Kurz vorm Einnicken, kamen dann Sie, Dietmar Bartsch. Was Sie GESAGT haben, war innerhalb von Nano-Sekunden vergessen. Vollkommen uninteressant. Viel spektakulärer war, wie sie AUSSAHEN! Neben Ihrem irgendwie etwas dubios aussehenden Mienenspiel und den immer etwas halbfettig wirkenden Haarschopf trugen Sie nämlich etwas im Gesicht, was da nicht hingehörte: Eine Sonnenbrille! In einem geschlossenen Raum! Im Fernsehen! Was hat Sie denn da geritten?! Bartsch, Sie sind doch nicht irre, Sie sind Bundesgeschäftsführer der Linken! Wenn Sie mit Ihrer Mediterranität nicht aufpassen, wähl ich Sie auf einmal beim nächsten Mal noch! Schönen Urlaub!

Dienstag, 17. Juli 2007

MEDIEN: "Die Terror-Biene der Hamas"

BILD-Zeitung, von allen absurden, bescheuerten, indiskutablen, reißerischen, gefühlsduseligen, hanebüchenen Überschriften, ist diese ("Die Terror-Biene der Hamas") mit Abstand die Schönste. Darf ich's nochmal schreiben? "Die Terror-Biene der Hamas". Danke.

LEBEN: The Year Schwachsinn Broke

Im Rahmen des "15. Hermeskeiler
Kulturherbstes" wird unter
anderem folgender Workshop
angeboten:

"Trommeln u. Tanzen: Gruppen-
dynamik und mentale Fitness
durch bilaterale
Hemisphärenstimulation"



Anmeldung: Engel Mathias Koch, Tel. 0651-22764

Kein Kommentar.

Montag, 16. Juli 2007

MEDIEN: Sat.1 streicht Nachrichtensendungen

Auf Empfehlung der sympathischen Unternehmensberatung McKinsey hat der Privatsender, an dem der Axel Springer Verlag als Anteils-
eigner und Gründungsge-
sellschafter beteiligt ist, mit sofortiger Wirkung seine beiden Haupt-Nachrichtensendungen "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend" gestrichen. 200 Mitarbeiter werden entlassen. Auf der kommenden Hauptversammlung will sich der Aufsichtsrat die Gehälter erhöhen lassen.

Sie haben jetzt 5 Minuten Zeit, in dieser Meldung etwas Unlogisches zu finden. Es wird Ihnen nicht gelingen.

Sonntag, 15. Juli 2007

KABARETT: Dieter Hildebrandt - 12.07.2007 - Theater Trier

Dieter Hildebrandt, Jahrgang 1927, hat den Großteil seines kabarettistischen Lebens in Zeiten verbracht, in denen Abgrenzungen weitaus einfacher funktionierten als heutzutage. Im Bundestag standen sich ehemalige Widerstandskämpfer auf der einen und ehemalige SS-Leute auf der anderen Seite gegenüber. Alles rechts der Mitte war böse, alles links der Mitte gut. Der Frontverlauf war eindeutig. Seitdem hat sich einiges getan: Die Guten haben völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt, den Sozialstaat verstümmelt und – als sie die Macht dazu hatten – nicht viel weniger lügnerisch, käuflich und einknickend gezeigt als die Konservativen und Liberalen, denen Dieter Hildebrandt dies gerne und zurecht aufs Brot schmierte. Mit weit aufgerissenen Augen, haspelnd und bohrend. Konstantin Wecker haute dazu brünftig schwitzend in die Tasten und sang irgendwas vom „Willi“, den sie „zerschloagen ham“. So war das damals in der guten alten BRD, an die man sich einst dergestalt erinnern wird, dass Helmut Kohl der letzte sozialdemokratische Bundeskanzler dieses Landes war. Dieter Hildebrandt hat die Schmierenstücke der rot-grünen Bundesregierung nicht dazu genutzt, seine Ziele neu zu justieren. Kein Schröder, kein Fischer, kein Scharping, kein Steinbrück, kein Steinmeier. Nur Kohl, Stoiber, Seehofer, Koch, Westerwelle, Niebel, Söder, Brüderle. Gewürzt mit Witzen gegen Holländer und Unternehmensberater. Das tut ihm nicht weh und seinem Publikum erst recht nicht. Das bekommt, was es serviert haben will, an einem Abend, der mehr gesellschaftliches Ereignis als Politisches Kabarett bietet. Gerhard Polt eröffnete einst sein Programm mit einem feinsinnigen und wendungsreichen Stück, in dem er als Touristenführer durch ein Konzentrationslager seinem Publikum bereits nach fünf Minuten klarmachte, dass hier und heute keine billigen Lacher und kein gemütliches Zurücklehnen abzugreifen sei. Dies ist bei Hildebrandt undenkbar. Er hat mittlerweile den „Institutions“-Status erreicht und ist nicht mehr willens oder auch in der Lage, in seinem Publikum Widerhaken zu verankern. Der größte Politische Kabarettist in Nachkriegsdeutschland, Matthias Beltz, wurde am Tage nach seinem Tode mit einem Schmähartikel der übelsten Sorte in Deutschlands Gossen-Postille Nr. 1 bedacht. Die Nachrufe auf Hildebrandt werden staatstragend und milde sein, man wird ihn als „Sturmgeschütz der Demokratie“ und „hellwachen Geist mit scharfer Zunge“ rühmen. Zumindest zweiteres lässt sich nach diesem Abend im wohlig gefüllten Trierer Theater nicht unterstreichen. Während seine starken Momente in der Kommentierung von Tagesaktuellem liegen, so sind die vorgetragenen Texte aus seinem neuen Buch „Nie wieder 80“ doch von teilweise erschütternder Flachheit. Wem zu Roland Koch kein besserer Satz als „Wenn Lügen kurze Beine hätten, könnte er aufrecht unterm Kabinettstisch hin und her rennen“ einfällt oder als Kritik am grassierenden „Berater“-Unwesen nur eine bereits hundertmal in allen Variationen gehörte Metapher aus dem empörten Munde tropft, dem ist ein „je platter, desto mehr lach-lach“-Publikum vielleicht doch nicht so unberechtigt in den Veranstaltungssaal gerutscht.

Mittwoch, 11. Juli 2007

MUSIK: NPD-Schulhof-Sampler

Hallo NPD! Ich will ja nicht drängeln, aber wird's nicht langsam mal wieder Zeit?! Also 2004 gab's ja die tolle CD "Schnauze voll - Wahltag ist Zahltag" und im Jahr darauf die nicht minder groovige "Der Schrecken aller linken Spießer und Pauker". 2006 wurde das Material wohl schon etwas dünne, denn "Der Schrecken aller linken Spießer und Pauker" wurde nur in einer "neuen, veränderten Auflage" herausgebracht. Und 2007? Bisher noch gar nix. Dabei ist das Jahr doch schon halb rum! Wo stecken denn die nationalen Liedermacher? Kriegen den rechten Arm nicht mehr runter an die Klampfe?! NPD, nehmt doch irgendwas auf. Irgendwas! Oder soll der nächste Schülerjahrgang ohne solch schinkenspeckgesichtige Heulsusennummern wie "Vertriebenenballade" der zackigen Band "Noie Werte" auskommen? Das könnt ihr doch wohl nicht wollen! Also, ran ans Liedgut. Wer schief singt, verkloppt wenigstens in der Zeit keine Ausländer.

MUSIK: Myspace-Secret-Show in Trier

Sonntag, 8. Juli 2007

SPORT: Eintracht Trier - 1.FC Köln 0-2

Oberligist Eintracht Trier unterlag heute nach ansprechender Leistung dem Zweitligisten 1.FC Köln mit 0-2. Vor ca. 2.500 Zuschauern erzielte der auffälligste Spieler auf dem Platz, Vucicevic, in der 28. Spielminute mit einem sehenswerten Heber aus 40 Metern den Führungstreffer für die Domstädter. Vorausgegangen war ein krasser Fehler von Michael Krempchen. Den Endstand markierte Novakovic in der 52. Minute. Kurz vor Schluss vergab der eingewechselte Alan Milak mit einer schönen Volley-Abnahme die größte Trierer Chance. Beste Spieler der Eintracht: Der stark mitspielende Torhüter Uli Schneider und Christian Müller, der die Kölner Hintermannschaft ab und an in Verlegenheit bringen konnte.

POLITIK: Riester-Rente

Sehr geehrter Herr Riester, Bundesminister a.D., so ganz geht mir immer noch nicht in den Kopf, warum der Bund, ergo der Steuerzahler, die Vorsorge bei der Privaten Versicherungswirtschaft unterstützt, wenn er dies weitaus kostengünstiger im eigenen Hause, sprich der gesetzlichen Rentenversicherung tun könnte. Ist das nicht unlogisch? Ist das nicht geradezu bescheuert? Und vor allem: wem nützt das?

Nachdem das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass die Nebentätigkeiten der Parlamentarier zumindest auf einer gewissen Transparenzebene öffentlich gemacht werden müssen, ist die letzte Frage eindeutig beantwortet: Ihnen, Walter Riester. Und zwar nicht zu knapp. Im letzten Jahr 22 mal mindestens 7000 €, sieben mal mindestens 3500 € und drei mal mindestens 1000 € für Vorträge bei den Privaten Versicherern erhalten. Macht zusammen mindestens schlappe 181.500 €. Kaum zu glauben, aber auf der Internet-Seite des Deutschen Bundestags nachzulesen.
Hier noch einmal der Vollständigkeit halber:

Riester, Walter , SPD Bundesminister a. D.
Entgeltliche Tätigkeiten neben dem Mandat:

  • Agentur referenten & themen, Hohenstein-Ernstthal, Vorträge, 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Allianz Pension Partners GmbH, München, Vortrag, Juni 2006, Stufe 1 (1000 bis 3500 Euro)
  • AWD Holding AG, Hannover, Vorträge, April 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Badischer Genossenschaftsverband e.V., Karlsruhe, Vortrag, Februar 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • BBBank Anlagenberatungs- und Versicherungsbereich, Karlsruhe, Vorträge, Mai 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • bbg Betriebsberatungs GmbH, Bayreuth, Vortrag, September 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V., Rostock, Vortrag, Oktober 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)
  • Bundesverband Deutscher Vermögensberater, Frankfurt/Main, Vorträge, Mai 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • BVF GmbH, Rochlitz, Vorträge, 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Delta Lloyd Deutschland AG, Wiesbaden, Vorträge, 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • DEVK Versicherungen, Köln, Schwerin, Vortrag, Dezember 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro), Vortrag, Februar 2007, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)
  • Econ Referenten-Agentur, Starnberg, Vortrag, März 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Erhard Redner- und Persönlichkeitsmanagement, München, Vortrag, November 2005, Stufe 1 (1000 bis 3500 Euro)
  • EUTOP SpeakersAgency, München, Vortrag, Mai 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)
  • Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherungen AG, Berlin, Vorträge, 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Focus Magazin Verlag GmbH, Focus-Money, München, Vorträge, 2005, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • geno kom Werbeagentur GmbH, Köln, Vortrag, September 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Georg Seil Consulting GSC GmbH, Wiesbaden, Vortrag, September 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Heimrich & Hannot GmbH, Leipzig, Vortrag, Mai 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)
  • Nürnberger Versicherungsgruppe, Nürnberg, Vortrag, Juli 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Vortrag, Mai 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)
  • Saarland Versicherungen, Saarbrücken, Vortrag, September 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Sparda-Bank Baden-Württemberg eG, Stuttgart, Vortrag, Januar 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro), Vortrag, Oktober 2006, Stufe 1 (1000 bis 3500 Euro)
  • Sparkasse Einbeck, Einbeck, Vortrag, November 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • The London Speaker Bureau, Karlsruhe, Vortrag, März 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Union Investment Privatfonds GmbH, Frankfurt/Main, Vorträge, 2006, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro); März 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • universa Lebensversicherungen a.G., Köln, Vorträge, 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Volksbank Lahr, Lahr, Vortrag, April 2007, Stufe 3 (mindestens 7000 Euro)
  • Westfälische Provinzial Versicherungen AG, Münster, Vortrag, Januar 2006, Stufe 2 (3500 bis 7000 Euro)

TERROR: Schäuble

Schäuble, schon ein paar Tage nix mehr von Ihnen gehört. Gestern haben Sie aber ganz schön hingelangt: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will laut einer dpa-Meldung den staatlichen Maßnahmenkatalog gegen Terror-Sympathisanten und so genannte Gefährder deutlich ausweiten. «Man könnte beispielsweise einen Straftatbestand der Verschwörung einführen wie in Amerika», sagte Schäuble in einem Interview des Magazins «Der Spiegel».

«Die andere Frage ist aber: Kann man solche Gefährder behandeln wie Kombattanten (Kämpfer) und internieren?» Schäuble denkt auch an Auflagen für Gefährder, die nicht abgeschoben werden können, «etwa ein Kommunikationsverbot im Internet oder mit dem Handy».

Es müsse geklärt werden, «ob unser Rechtsstaat ausreicht, um den neuen Bedrohungen zu begegnen». Er fügte hinzu: «Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus ist mit den klassischen Mitteln der Polizei jedenfalls nicht zu meistern.» Die rechtlichen Probleme reichten «bis hin zu Extremfällen wie dem so genannten Targeted Killing (gezielte Tötung)», sagte der Innenminister. Würde etwa Osama bin Laden aufgespürt und stünde eine derartige Entscheidung an, wären die Rechtsfragen in Deutschland völlig ungeklärt. «

Schäuble, ich weiß, das Grundgesetz ist nicht so Ihr Ding und die vielbeschworene "freiheitlich-demokratische Grundordnung" eine Sache, die man gerne und ausschließlich gegenüber Leuten ins Spiel bringt, deren Nase einem nicht passt. Ein kleiner Hinweis dennoch in Sachen "ungeklärte Rechtsfrage gezielte Tötung eines Osama bin Laden": Ist sie gar nicht. Ist schlichtweg verboten. Nix erlaubt. Nada. Niente. No fucking way. Fragen Sie halt einfach mal beim Bundesverfassungsgericht nach. Die Telefonzentrale erreichen Sie unter: 0721/9101-0

Freitag, 6. Juli 2007

TEXTE: Nicht vergessen (Part 1)

Neuerdings erinnert vieles mich entfernt an eine Landschaft voller Zuversicht. Über den Tankstellen liegt ein unbekanntes Licht und der benzingetränkte Regen bläst uns ins Gesicht. Ich weiß genau, die Vögel singen spät und ganz besonders: in einer ungewohnten Qualität. (DvL)

Dienstag, 3. Juli 2007

LEINWAND: Alles muss, nichts kann

Mit "Das Leben der Anderen" ist Florian Henckel von Donnersmarck ein schöner Film gelungen. Dafür gab's dann auch prompt den Oscar. Und das Elend begann. Schon während und nach der Zeremonie schien bei Herrn von Donnersmarck das ein oder andere Lämpchen durchgebrannt zu sein. Es hat wohl niemand repariert, denn was durfte man heute patzig aus der Feder von Donnersmarcks in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen? "Waren uns Stauffenberg und Konsorten nach dem Krieg noch undeutsche Vaterlandsverräter, so ist uns heute selbst der größte Star der Siegernation nicht gut genug, unseren Übermenschen Stauffenberg zu spielen, wenn dieser Star in seinen persönlichen Überzeugungen nicht ganz auf dem gegenwärtigen Kurs Deutschlands liegt." Und das alles nur, weil weder die Familie von Stauffenbergs vor Euphorie in die Hände klatschte, noch das Bundesfinanzministerium eine Drehgenehmigung im Bendlerblock erteilte, in dem von Stauffenberg hingerichtet wurde. Irgendwie ist die Begeisterung darüber, Tom Cruise in einem verkitscht-historischen Helden-Epos zu bewundern, nur sehr rar ausgeprägt. Jedenfalls außerhalb von Scientology und dem künstlerisch tüchtig durchgeschaukelten Gehirn des Star-Regisseurs F.H.v.D. - Und diesen Umstand sollte man kaum bedauern.

Montag, 2. Juli 2007

REISE: Sex im Urlaub: Wo, ab wann und mit wem?

"Der 17-jährige Marco sitzt in der Türkei im Knast, weil er dort die Sex-Gesetze übertreten hat. Damit dir sowas nicht passiert, sagen wir dir, in welchem Land welche Bestimmungen gelten!"

Kurz die Sachlage zusammengefasst und dann ran an die Buletten - Vorbildlich, bravo.de, vorbildlich! Alle minderjährigen Blog-Leser können sich unter bravo.de über die Gesetzeslage in Polen, Österreich, Liechtenstein (!) oder den USA am Beispiel Minnesota (!!!) informieren. Damit sie nicht am Ende der schönsten Zeit des Jahres eine unangenehme Urlaubsüberraschung (Knast, Interviews mit RTL2 o.ä.) erleben.

MEDIEN: "Das wäre mit einem Ton besser gewesen."

Man muss Jürgen W. Möllemann nicht gemocht haben. Es gab sogar eine Vielzahl guter Gründe, ihn als antisemitischen Brandstifter oder schlichtweg egozentrischen Karrieristen zu betrachten, dem für 1.000 zusätzliche Wahlstimmen jede Schweinerei recht gewesen wäre. Sie, Christof Lang, sind "Nachrichtensprecher" beim "RTL-Nachtjournal" und, wenn auch auf einer anderen Verachtungs-Ebene, keinen Deut besser. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich doch nochmal das an. Vielleicht merken Sie ja was. Aber bitte mit Ton.

http://www.youtube.com/watch?v=ZzTao-SVS_4

Samstag, 30. Juni 2007

SPORT: Eintracht Trier in der 1. DFB-Pokal-Runde gegen Schalke04


Am 04. oder 05. August erhält Oberligist Eintracht Trier die Chance, den zehn Jahre zurückliegenden Erfolg gegen Schalke04 (Stichwort: Rudi Thömmes) zu wiederholen und die herzerfrischend unsympathische Mannschaft aus dem "Revier" zum "Pokalsieger der Herzen" werden zu lassen. Ein Traumlos durch die mehr oder minder zarten Hände der Nationalmannschafts-Keeperin Silke Rottenberg!

KOMMUNIKATION: Telekom will die Auskunft verkaufen

Nach gleichlautenden Meldungen der "Wirtschaftswoche" und von "Spiegel-Online" erwägt die Telekom den Verkauf der Auskunft "11833" an ein externes Unternehmen. 20 Interessenten hätten sich bereits gemeldet. Wer denn genau? Vattenfall? Nestle? Al-Quaida?

Freitag, 29. Juni 2007

WELTFRIEDEN: Dr. Helmut Kohl muss Friedensnobelpreis werden

Um dem vollauf berechtigten Anliegen Nachdruck zu verleihen, Dr. Helmut Kohl (CDU) den Friedensnobelpreis zukommen zu lassen, möchte ich auf eine äußerst noble Aktion des "Titanic"-Magazins hinweisen: Unter nachstehender Adresse Unterschriften sammeln (Familie, Freunde, Sitznachbarn in öffentlichen Verkehrsmitteln) und an die angegebene Postanschrift senden. Dr. Helmut Kohl hat soviel für unser Land getan, jetzt ist es an der Zeit "Danke" zu sagen. Und wenn es auch nur durch so etwas popeliges wie einen Friedensnobelpreis (Arafat, Kissinger etc.) ist.

http://www.titanic-magazin.de/nobelpreis_fuer_kohl.html

Donnerstag, 28. Juni 2007

MUSIK: The National - "Boxer"


Bitte neben R.E.M. einordnen: Ähnlich dem Frühwerk der Schnittstellen- Band zwischen Außenseitertum und Mainstream um Michael Stipe füllen The National Gesten mit Inhalt. Kein „Alligator 2“, sondern die reine Lehre der Unaufgeregtheit. Und eine Verästelung ihrer eigene Sprache… weiter und weiter. Was sie in aller Deutlichkeit von allen anderen Bands unterscheidet: Mit der Konzentration auf das Eigentliche die Beschreibung des Wesentlichen zu erreichen. Traumsequenzen und Beobachtungen schlängeln sich um traditionelles Songwriting, aus dem in jeder Sekunde die Kenntnis um funktionierende Tradition schimmert. In voller Absicht und in voller Sehnsucht. „Secret Meeting“ heißt jetzt „Fake Empire“. Eben noch das Zimmer, jetzt schon ein ganzes Königreich. Und mit „Mistaken For Strangers“, der ersten Single, dürften ihnen der offensichtlichste Hit ihrer bisherigen Karriere gelungen sein. Was sie wiederum mit R.E.M. verbindet: Auch bei jenen waren die „Hits“ keine Anbiederung an den Massengeschmack, sondern ein Teil des Puzzles ohne Integritätsverlust. Jetzt mal Klartext: Auf allen Ebenen fantastisch.

(The National "Boxer" erschien am 18.05.2007 bei Beggars Banquet)

Mittwoch, 27. Juni 2007

MUSIK: Dizzee Rascal - "Maths & English"


„Playtime Is Over“ befand Grime-Legende und Dizzees alter Kollege aus seligen Roll Deep-Zeiten Wiley auf seinem kürzlich erschienenen Album und schickte im Zuge dessen einen gönnerhaften musikalischen „Letter To Dizzee“ gleich mit auf den Weg. „Annahme verweigert“, denn für Dizzee scheint die Playtime erst so richtig anzufangen.

Mag sein, dass der öffentlichkeitswirksame Zwist mit seinem ehemaligen Förderer genau zur rechten Zeit kommt. Schließlich hat sich die avisierte Ausbreitung dieses kleinen Bastards namens Grime als Schuss in den Ofen erwiesen. Respektvoll geredet wurde über Dizzee & Co. sicherlich zu Hauf – Platten verkauft haben sie außerhalb Londons kaum. Da kann ein bisschen Publicity nicht schaden, wenn das für die Karriere des Eastenders vielleicht entscheidende dritte Album ansteht. „Boy In Da Corner“ des damaligen Teenagers war ein keifendes, verspultes Etwas, das ihn aus der Ecke an die Spitze preschen ließ. „Showtime“ hinterließ außer „Imagine“ keine wirklichen Spuren und interessierte außerhalb der gängigen Zirkel niemanden. Erst recht nicht in Amerika. Nun also „Maths“ (Beats) & „English“ (Lyrics). Wenn man den Überraschungseffekt des Erstlings subtrahiert, sicherlich sein bestes, vielschichtigstes, ausgereiftestes Werk. Bling, bling, bling, „There’s A World Outside“ – und was für eine! Wenn man der – zugegebenermaßen verlockenden – Versuchung widersteht, alles an der verrockten Single „Sirens“ festzumachen, dann bleiben noch 13 Tracks, denen es an Ideenreichtum, Flow und geradezu kindlicher Freude an dem falschen „Biep“ an der richtigen Stelle nicht mangelt. Arctic Monkeys, Lily Allen, Shy FX – okay. Big names for big money. Wenn man mit soviel Ambition dank geldwerter Namen endlich ein verdientermaßen größeres Publikum erreicht – Es sei ihm gegönnt.

(Dizzee Rascal "Maths & English" erschien am 08.06.2007 bei XL/Beggars)

Dienstag, 26. Juni 2007

MEDIEN: Ludwig-Börne-Preis für Henryk M. Broder

"Ich danke Ihnen, dass sie heute hergekommen sind, um mit mir zu feiern. Wie Sie sich denken können, ist die Verleihung des Ludwig-Börne-Preises an mich nur ein kleiner Schritt vorwärts für die Menschheit, aber ein großer Schritt für mich in Richtung der Hall of Fame der großen Geister. Ich sage das in aller Unbescheidenheit und im vollen Bewusstsein, dass es zum guten Ton und zum Ritual solcher Feiern gehört, sich verwundert und überrascht zu zeigen, dass es nicht einen anderen erwischt hat, einen, der es viel mehr verdient hätte. Sogar Kardinal Ratzinger hatte vor seiner Wahl zum Papst den Allmächtigen angefleht, er möge den Kelch an ihm vorbeigehen lassen. Nein, ich finde, Helmut Markwort hat die richtige Wahl getroffen."

Respekt, Herr Broder, nur fünf Sätze hat es sie gebraucht, um jeglicher Vermutung gerecht zu werden. Dass sie vom ehemaligen "Ein Herz für Tiere"-Chefredakteur einen Preis verliehen bekommen haben, der nach einem Literatur- und Theaterkritiker benannt ist, der sich zeitlebens für die Verbreitung der Demokratie als Voraussetzung der Freiheit eingesetzt hat, finden sie nicht absurd, sondern richtig. Natürlich beißt sich das nach Ihrer Logik keineswegs mit der Aussage "Die Idee, man könnte dem Terror nur mit rechtsstaatlichen Mitteln beikommen, übersteigt die Grenze zum Irrealen". Denn es geht nicht um Recht oder Unrecht, sondern nur um Täter oder Opfer. "Es stimmt, Israel ist heute mehr Täter als Opfer. Das ist auch gut und richtig so, nachdem es die Juden fast 2000 Jahre lang mit der Rolle der ewigen Opfer versucht und dabei nur schlechte Erfahrungen gemacht haben. Täter haben meiste eine längere Lebenserwartung als Opfer und es macht mehr Spaß, Täter als Opfer zu sein." Ich hoffe, sie waren mit den 20.000,- Euro Preisgeld gut einen mit Helmut Markwort heben und haben sich dabei bestens verstanden. So rein menschlich. Von Schmock zu Schmock.

TEXTE: Mit Jörickey bei Morrissey

"Mojen" und "Alles opp de Reih?" grüße ich in astreinem Phantasie-Luxemburgisch die mürrisch dreinschauenden Securities der Rockhal. Die aufgepumpten Ohrfeigengesichter können meiner guten Laune keinen Abbruch tun, denn schließlich habe ich heute zwei gute Gründe, mein Festtagslächeln aufzusetzen: Erstens begleitet mich eine wunderschöne Frau, zweitens werde ich in wenigen Stunden Morrissey persönlich beim Singen zuhören. Beides ist sehr selten und da kann man auch schonmal Grinsen wie Günter Verheugen beim FKK-Urlaub.
Wenige Minuten später erfährt mein Top Level-Wohlbefinden einen weiteren Updrift: Unverhofft treffen meine Begleiterin und ich auf bekannte Gesichter: Zwei Mitarbeiter eines renommierten Trierer Konzertveranstaltungs-Unternehmens und Herrn Jöricke, einen weit über die Landesgrenzen bekannten Bonvivant. Letzterer wirkt, als habe er seit Überquerung der deutsch-luxemburgischen Grenze bereits drei Bier getrunken. "Ich habe seit der Überquerung der Grenze bereits drei Bier getrunken" säuselt er mir ins Ohr. Währenddessen fotografieren die beiden Konzertveranstalter feixend die leeren Ränge der Rockhal und senden die Beweisfotos mit dem Betreff "Volle Hüte" und einem hämischen Grinsen an den daheimgebliebenen "Don" ihres Unternehmens. "Einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatten wohl auch die deutschen Soldaten, die sich in Afghanistan mit Totenschädeln fotografiert haben"...denke ich natürlich nur und bringe eine lustige Zigarettenpause außerhalb der Halle ins Spiel. Ein großes Hallo stellt sich ein und man verlagert sich gemessenen Schrittes vor den bombastischen Veranstaltungskomplex. Dort ergreift der leicht angetrunken wirkende Herr Jöricke die erstbeste Gelegenheit, um seine stadtbekannte Vorliebe für große Negerschwänze ins Gespräch einzubringen. Pikiert blicken die Umstehenden zu Boden, während ich ihn mit sanft eingestreuten Stichwörtern weiter anstachele. Dummerweise mischen sich eine dralle Stuttgarterin und ihr ebenfalls aus Stuttgart stammender Begleiter ("Zufälle gibt's!".. denke ich natürlich wiederum nur...) in das Gespräch ein und Herr Jöricke muss seinen Schwall an Obszönitäten erstmal hinten anstellen. Diese Chance wird natürlich genutzt, um mittels Standortwechsel die Situation zu entschärfen. Die beiden Konzertveranstaltungs-Unternehmungs-Mitarbeiter scheinen häufiger mit Herrn Jöricke auszugehen, denn durch eine geschickte 240Grad-Drehung direkt hinter dem Eingang entledigen sie sich seiner und ich hab ihn am Backen. Als Mann der Tat bestellt er erstmal mehrere Biere und macht sich über das angepriesene Getränkesortiment lustig. "Rosport Blablabla" lallt der mittlerweile nicht mehr ganz nüchtern wirkende Hobby-Fußballer und nickt mir beifallheischend zu. "Der Support-Act hat angefangen" fällt mir genialerweise als nächstes ein. "Potzblitz, gut gemacht" denke ich mir. Oder sage es auch. Das weiß ich nicht mehr genau. Im Hauptsaal hat mittlerweile besagter Support-Act sein Set begonnen. Kristeen Young, eine schwer schreiende Frau kaum über 20, quält die Anwesenden mit schlimmer 80er-Frisur und hohen Frequenzbereichen. Herr Jöricke nimmt ein DinA4-Blatt hervor und beginnt zu kritzeln. Nach wenigen Sekunden blickt er irritiert auf, weil ihm offensichtlich nichts mehr einfällt, was er für seinen Nachbericht verwenden könnte. "Klingt wie Kate Bush auf einer Droge, die ich nicht kenne" diktiere ich ihm apathisch in den Block. Dankbar leuchten seine treuen, mittlerweile völlig geröteten Äuglein und er krakelt mit einer Schrift, wie sie schwer erziehbaren Sechsjährigen zu eigen ist, das eben gesagte nieder. Im Bewusstsein, dass sein Nachbericht des Abends um eine Punchline reicher ist, kläfft die eben noch so niedergeschlagen wirkende Edelfeder "Wie Kate Bush nach einem Schlaganfall!"Augenrollend schlage ich einen weiteren Abstecher an der Theke vor. Fehler, Fehler. Hastig stürzt Herr Jöricke weitere Biere die Kehle hinunter und beginnt, aus seinem prall gefüllten Patronengurt an unterhaltenden Geschichten ein Bonmot nach dem anderen abzufeuern. "Als Claude-Oliver Rudolph und ich uns vor zehn Jahren bei einem Model-Wettbewerb im Riverside kennenlernten"... Herr Jöricke hat an einem Modelwettbewerb teilgenommen?! Während die wie Peitschenhiebe folgenden Stichwörter wie "Steuerschulden", "scharfe Französin", "zwei Freundinnen", "Hell's Angels", "Moselstadion" wie durch einen dichten Nebel an mir vorbeirauschen, verharren meine Gedanken immer noch beim ersten Satz. Modelwettbewerb? Unter diesen Gesichtspunkten hatte ich mir Herrn Jöricke noch nie betrachtet. Gut, er hat zumindest dunkles kräftiges Haar. Unauffällig lasse ich meinen Blick am Körper des drahtigen End-Zwanzigers hinuntergleiten. Keinerlei Fettansatz, ein durchaus respektabler Hintern, stramme Fesseln. Freundlich lächle ich ihm zu und versuche, die verloren gegangene Fährte seines mittlerweile völlig unverständlichen Gebrabbels wieder aufzunehmen. Die entstandene homo-erotische Stimmung hat er allerdings in den völlig falschen Hals bekommen. "WARUM KANN MORRISSEY NICHT EINFACH ZUGEBEN, DASS ER SCHWUL IST???!!!" brüllt der Freund belgischen Kartoffelguts plötzlich völlig enthemmt in die Stille des Thekenbereichs. Gesichter erstarren, Plastikbecher fallen gen Boden. Der schwer nach vorne und hinten kippende Verursacher der lähmenden Stille blickt fordernd und nunmehr vollkommen besoffen in die Runde. "Äh, ich glaub, Morrissey fängt ja gleich an und ich muss ja schließlich auch Fotos machen" will ich die Situation entschärfen, verlagern, wasauchimmer. "Sind doch noch 30 Minuten" blökt Herr Jöricke überlegen grinsend zurück. Verdammt, diesem Routinier kann man selbst im desaströsesten Zustand nix vormachen. Wie durch ein Wunder kann ich ihn jedoch trotzdem zum Abmarsch Richtung Hauptsaal bewegen. Den Kopf schwer atmend nach unten gebeugt, mit kessen Side-Steps und der berühmten "Zwei schnelle Schritte vor, anhalten, drei schnelle Schritte vor"-Taktik folgt mir der jetzt stark an Boris Jelzin im Endstadium gemahnende Herr Jöricke in die Halle. "Ich geh dann mal nach da" sage ich und rudere dabei wild mit den Armen. Der von Titanic bis Taz gefeierte Feierabend-Poet versucht, meinen Bewegungen mit seinen vollkommen verquollenen Augen samt zu Dutzenden aufgeplatzter Äderchen zu folgen und bekommt dabei offenbar schweren Seegang im Kinnwasser-Bereich. Wir können uns ja nach dem Fotomachen "dahinten treffen" offeriere ich generös und zeige dabei in rascher Abfolge auf vier völlig entgegengesetzt liegende Punkte. Erschöpft und kraftlos ergibt sich der androgyne Hardrock-Fan seinem Schicksal. Ich trolle mich. Das Konzert war dann übrigens super.

MUSIK: Funny van Dannen - "Trotzdem Danke"

Funny van Dannen erweist sich auf seinem neuen Tonträger „Trotzdem Danke“ erneut als feinsinniger Alltags-Beobachter, der mit simplen Mitteln Hintergründiges offensichtlich werden lässt.

Wäre eine schöne Einleitung. Ist leider gelogen, denn FvD ist endlich irgendwo angekommen: im Schoß der berufsverwuschelten Toten Hosen-Familie. Sein zehntes Album erscheint beim Hosen-Label „JKP“ und damit wächst zusammen, was zusammen gehört. „Bayern“ hieß die Stammtisch-Hymne, bei der die im Laufe der Jahre textlich immer unsinniger werdenden „Ex-Punks“ erstmals auf den Berliner Klampfenträger zurückgriffen. Auf ähnlichem Niveau rhabarbert es bei „Trotzdem Danke“ endlos erscheinende 24 Stücke lang vor sich hin. Die Liebste ist mit einem Chinesen durchgebrannt („Scheiß Globalisierung“, haha), man hat ja schließlich „Kohl und Cholera“ überstanden (Scheiß CDU, na logisch!) und einst wird man – Zwinker! Zwinker! – Bayern-Fan, sich – Öchel! Öchel! – „irgendwann integrieren“ und „das Hirn absaugen“ lassen. Halt der ganze Quatsch, über den sich der gemeine Zukurzgekommene so seine Gedanken macht und dabei mit Händen und Füßen an den Status des „Outlaws“ klammert, obwohl er so simpel mehrheitsfähige Ansichten und Anekdoten dampfplaudert, dass man aus dem Schulterzucken gar nicht mehr raus kommt. Aber er singt nicht nur so, er meint es ernst: „Alleine aus politischen Vernunftgründen sollte man doch einsehen, dass die Hosen einen wichtigen Bereich abdecken. Denn wenn ich sehe, dass die Böhsen Onkelz mit einer Single auf Platz zwei kommen können, kann ich nicht verstehen, dass diese Leute etwas gegen die Toten Hosen haben“, gab er einst dem Interviewer der – natürlich – Toten Hosen-Homepage mit auf den Weg. „Trotzdem Danke“? Nein, nein und nochmals nein.

(Funny van Dannen "Trotzdem Danke" erscheint am 03.08.2007 bei JKP/Warner)

KUNST: Kaputt. Besser als vorher.

"Diesen künstlerischen Beitrag schickte der Himmel: Ein schweres Unwetter hat auf der Documenta in Kassel ein Werk des chinesischen Künstlers Ai Weiwei in sich zusammenstürzen lassen. Von Bedauern ist nichts zu spüren - selbst der Erschaffer findet es besser als vorher." (www.spiegel.de)

Sehr geehrter Ai Weiwei, sonst geht's noch? Sie sind mir ja ein schönes Schlitzau..., äh, Schlitzohr! Wenn derart humoriges Verhalten der eigenen "Kunst" gegenüber Schule macht, dann aber hoppla. Was kommt denn dann noch auf uns zu? "Der neue Roman von Grass verbrannt. Der Nobelpreisträger ist begeistert. Liest sich besser als vorher."? Bitte mehr davon, Herr Weiwei! Süß-sauer!

Der FUCHSBLOG - Ein starkes Stück Deutschland


"Lachen befreit, es ist ein Stück gelebte Menschlichkeit."
(Dr. Helmut Kohl)

Gibt es ein besseres Motto, seinen Blog zu beginnen? Natürlich nicht. Und das Beste soll gerade genug für Sie sein, liebe Leser. Es ist ja schließlich mein Blog. Freuen Sie sich auf textliche Ergüsse, glorreiche Zitate und allerlei Schabernack. Selbstverständlich werden auch - wie wir Journalisten sagen - "heiße Eisen" angepackt. Fast immer verschmitzt und mit einem zwinkernden Auge. Manchmal auch brutal und einseitig. Das hängt von meiner Laune ab.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Spaß beim Stöbern.

Herzlichst, ihr Marco Fuchs